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Verantwortung Erde schlägt bei Mobilitäts-Enquete des Landes Kärnten den „freien, öffentlichen Verkehr“ vor

von Sascha Jabali-Adeh

Wir begrüßen die von Landesrat Mag. Sebastian Schuschnig und auch Bürgermeister Günther Albel angekündigte Offensive im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs. Bei der heute stattfindenden „Enquete des Kärntner Landtages zu Verkehr, Mobilität und Infrastruktur“ haben wir ein weiteres Mal unseren Vorschlag für eine solche Offensive, in Form eines „freien öffentlichen Verkehrs“, unterstrichen.

Das Land Kärnten hinkt in der Mobilität weit hinter strukturell vergleichbaren Bundesländern wie Salzburg oder Tirol hinterher. Als Folge dieses Missstandes kommen in Kärnten auf 1000 Einwohner 640 PKWs (vgl. Salzburg 564, Tirol 539 – Quelle: Statistik Austria 04/19). Nimmt man als Grundlage die Bevölkerung zwischen 16 und 64 Jahren, die als Hauptnutzer von PKWs gelten, schafft es Kärnten sogar auf 1000 Fahrzeuge je 1000 16 bis 64-jährigen Personen (Szb 859, Tir 812).

Neben der ökologisch katastrophalen Bilanz, den zusätzlichen Kosten für Verkehrsinfrastruktur und den zu erwartenden Strafzahlungen aus internationalen Verträgen, kosten die Versäumnisse im öffentlichen Personennahverkehr vor allem die Menschen in Kärnten auf diese Art und Weise hunderte Millionen Euro im Jahr. Die Frage, die es im freien öffentlichen Verkehr zu stellen gilt, ist viel weniger die Bezahlung, sondern viel mehr die Frage, wer für die Versäumnisse heute schon zahlt.

Jedenfalls zentral für die notwendige Veränderung sind die Anreize, die die Einwohner Kärntens zu sozial, ökologisch und gesellschaftlich positiver Mobilität bewegen sollen: Was wir jetzt benötigen, sind große Würfe, denn die jahrzehntelangen Versäumnisse lassen sich nur mit klaren Signalen und Angeboten an die Bevölkerung aufholen. Laut Rechnungshofbericht aus dem Jahre 2017 werden auch bisher nur rund 12 % der jährlichen Kosten des öffentlichen Verkehrs in Kärnten durch Fahrkarten und Freifahrtselbstbehalte eingenommen. Den Rest schultern schon heute Bund, Land und Gemeinden. Als Ergebnis einer völlig verfehlten Verkehrspolitik sehen wir derzeit ein schlecht getaktetes Netz mit überzogenen Preisen. Logische Konsequenz: „Ausgenommen der geförderten Schüler und Lehrlinge kann sich diesen Verkehr niemand leisten. Wir sind in weiten Teilen Kärntens mit Geisterbussen konfrontiert, die gesellschaftlich einen viel höheren Nutzern erbringen würden, wenn diese gratis besser gefüllt wären.

Wir werden daher neben einem bereits eingebrachten Antrag im Villacher Gemeinderat nun auch auf Landes-Ebene versuchen, für den freien öffentlichen Verkehr zu begeistern. Damit könnte das Land Kärnten nicht nur seiner Klima-Verantwortung gerecht werden, sondern darüber hinaus auch noch zum Vorreiter in Österreich werden.

 

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